Christbaumschmuck - Vom Freßbaum zu Glanz und Glitter

Christbaumschmuck aus Lauscha
Gläserner Christbaumschmuck aus Lauscha

Der lichtertragende Weihnachtsbaum ist heute so selbstverständlich, dass er zum Synonym für Weihnachten geworden ist. Der Weihnachtsbaum hat aber noch keine lange Tradition. Seine heutige Ausformung hat er in der bürgerlichen Familie des 18./19. Jahrhunderts erhalten. Seine „Ahnen“ sind im Tannenschmuck der Zunftstuben zu sehen, der seit dem 16. Jahrhundert aufkam. Er wanderte von hier erst in die Häuser von Adel und gehobenen Bürgertum, bevor er sich allgemein verbreitete.

Etwa zu Beginn des 16. Jahrhunderts begannen Handwerker, in der Vorweihnachtszeit ihre Zunftstuben mit grünen Zweigen zu schmücken. Später wurden diese Zweige dann mit Äpfeln, Nüssen, Zucker, Gebäck und buntem Papier dekoriert. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts begann der Weihnachtsbaum, meist eine Tanne oder ein anderer Nadelbaum, gelegentlich aber auch Zweige, die in der warmen Stube zum Ausschlagen und Blühen gebracht wurden, im Licht der Kerzen zu erstrahlen.

Die frühen Weihnachtsbäume waren eigentlich „Freßbäume“, behangen mit vielen Leckereien - ein Stückchen Paradies oder Schlaraffenland. Aus der Nürnberger Gegend wird um 1795 von einer solchen Dekoration berichtet: „Zuerst will ich Euch einen Christkindelbaum beschreiben, dergleichen Ihr in Eurem Leben nicht gesehen habt, und die Pracht davon werdet Ihr Euch kaum vorstellen können. Ihr müßt nämlich wissen, dass wir hier in unserer Gegend die löbliche Gewohnheit haben, alle Jahre zu Weihnachten, etliche Sorten von Bäumen, als Kirch-, Apfel-, Holunderzweige in die Stube in einer Stütze mit Wasser zu stellen, welche gewöhnlich zur Zeit des Christtages blühen. Der Baum stand nun mitten in der Stube und seine Zweige waren so ausgebreitet, dass man darunter stand, wie unter einer Sommerlaube. In allen Ästchen und Zweigen hingen nun allerhand kostbare Konditor- und Zuckerwaren, Engel, Puppen, Tiere und dergleichen, alles von Zucker: welches mit den Blüten des Baumes da artig harmonierte. Ferner hing auch vergoldetes Obst darn, so dass man unter diesem Baume wie in einem Speisegewölbe sich befand: Es ist nur jammerschade, dass nicht auch Schinken, Bratwürste, Schwartenmägen, Ochsenfüße nebst gebratenen Tauben daran hingen. In der Mitte des Magazins befand sich der Heilige Geist, als eine allerliebst schöne Taube aus Zucker, zur rechtn hing das Christkindlein und zur linken seine Mutter - gar niedlich anzusehen und alles von Zucker, so dass ich beide vor Liebe wohl hätte fressen mögen, wenn es erlaubt gewesen. Endlich war der ganze Baum mit allen seinen Zweigen und Früchten, mit einem goldenen Netz, das von vielen tausend vergoldeten und an Schnürre gereihten Haselnüssen gar künstlich zubereitet war, überzogen, wie an einem Kronleuchter geziert. Zwischen all den Kostbarkeiten leuchteten eine unzählige Menge Lichter hervor, wie Sterne am Himmel!“

Mit der Zeit ist bereits viel des Selbstgemachten oder Eßbarem von handwerklich oder industriell gefertigtem Schmuck aus Papier, Metall oder Glas verdrängt worden. Allmählich nahm der weihnachtliche Schmuck seinen Weg aus den nur halböffentlichen Zunftstuben in die privaten Wohnhäuser von Adel und Bürgertum. Man fand ihn erst nur in wohlhabenden Häusern, denn Bienenwachs war teuer, seit den 1820er Jahren überall. Mit dem nun erfundenen Stearin stand ein preisgünstiges Material zur Herstellung von Kerzen zur Verfügung.

In dieser Zeit des Biedermeier entwickelte sich das Weihnachtsfest auch zu dem Familenfest, das es auch heute noch ist - mit der Bescherung am Heiligen Abend unter dem geschmückten Weihnachtsbaum als Mittelpunkt dieses Festes. Im Historismus entfaltete der Weihnachstbaum seine ganze Pracht und Fülle. In den Gründerjahren nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich wetteiferten die großbürgerlichen Familien darum, den Glanz des Weihnachstsfestes möglichst gegenseitig zu übertreffen. Schon bald war eine enorme Vielfalt an Formen des schillernden Schmuckes zu haben. Mit Unterstützung des deutschen Kaiserhauses war der Weihnachtsbaum zu einem nationalen Symbol geworden. Heute ist der geschmückte Weihnachtsbaum im warmen Kerzenschein mit glänzenden, bunten Kugeln der Inbegriff eines festlichen Weihnachtsabends - und das nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt, wo Weihnachten gefeiert wird.

Der Christbaumschmuck folgt schon seit seinen Anfängen den allgemeinen Moden und weniger der christlichen Symbolik. So wurde der elegante Weihnachtsbaum in den 1970er Jahren in nur einer Farbe, „Ton in Ton“, geschmückt. In den 1980er Jahren veränderten Nostalgie, Ökologie, Design und dekoratives Styling auch den Geschmack für den Christbaumschmuck. Heute werden Weihnachtsbäume unter verschiedenen Themen wie Waldweihnacht, Engel, Zirkus oder Cherubim mit großer Prächtigkeit geschmückt.

Gläserner Christbaumschmuck aus Lauscha

Quelle:www.glasmuseum-rheinbach.de

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